Ringvorlesung "Juden und Judenheit(en) in Österreich. Eine Rechtsgeschichte"


Die Lehrveranstaltung widmet sich der Rechtsgeschichte der Juden und Judenheit(en) in Österreich. Ziel der Ringvorlesung ist die Vermittlung a) eines Überblicks über die Rechtsverhältnissse der Juden in Österreich vom Mittelalter bis in die Gegenwart und b) von vertieften Kenntnissen einzelner (rechts)geschichtlicher Aspekte. Die Ringvorlesung setzt sich aus Vorträgen ausgewählter Expert*innen aus dem In- und Ausland zusammen. Sie geht auf die Initiative von Prof.in Dr. Ilse Reiter-Zatloukal und Dr. Stephan Wendehorst zurück. Praktisch umgesetzt wurde sie erstmals im Wintersemester 2017 mit einer gemeinsam mit den Kollegen Prof. Dr. Stefan Schima und Dr. Paul Hahnenkamp angeboten Lehrveranstaltung mit dem Titel "Jüdischsein" in Österreich im Spiegel des Rechts. In den darauffolgenden Semestern wurde sie unter dem Titel "Juden und Judenheit(en) in Österreich. Eine Rechtsgeschichte" angeboten. Mit teilweise mehr als 200 Anmeldungen und mehreren Dutzend regelmäßiger Präsenzteilnehmer*innen handelt es sich um die nachgefragteste Lehrveranstaltung zur Geschichte der Rechtsverhältnisse der Juden, die am Juridicum angeboten wird.
Das Programm setzte sich im Wintersemester 2020/21 zusammen aus den Vorträgen Judenrecht in Österreich im Mittelalter (Eveline Brugger und Birgit Wiedl, St. Pölten), Eine Einführung ins jüdische Recht (Wolfgang Wieshaider, Wien), Juden und ihr Recht im vormodernen Rechtspluralismus (Stephan Wendehorst, Wien), Die griechisch-orthodoxe und die sephardische Gemeinde in Wien und die Toleranzpatente (Anna Ransmayr, Wien), Die Rechtsstellung der Juden im "langen 19. Jahrhundert" (Stefan Schima, Wien), Der Dienst im Militär als Mittel der Integration der jüdischen Bevölkerung 1788-1918 (Erwin Schmidl, Wien), Rechtliches Management nationaler Diversität: Status Quo, Ausgleich, Parität. Die Juden als österreichische Nation?: Zu den Implikationen des Art. 19 Staatsgrundgesetz für die rechtliche Stellung der Juden (Stephan Wendehorst, Wien), Rechtliches Management religiöser Diversität: Status Quo, Ausgleich, Parität. The Status Quo Agreement between the Jewish Agency and the Agudath Israel (Ron Harris, Tel Aviv), Die Stigmatisierung von "Juden" durch das Namensrecht (Ilse Reiter-Zatloukal, Wien), „U-Boote“ in Wien vor dem Hintergrund der Entrechtung der „Juden“ in der NS-Zeit (Brigitte Ungar-Klein, Wien), Jüdische Institutionen Wiens und ihre Gebäude 1938 bis nach 1945 – Rückstellungsgesetzgebung anhand eines ausgewählten Beispiels (Shoshana Duizend-Jensen, Wien), Vertriebene sind wir“. Die aus Österreich vertriebenen Jüdinnen und Juden in Opferfürsorge und Rückstellung (Brigitte Bailer, Wien).
Zu den Vorträgen aus früheren Semestern zählen u.a. Juden und jüdische Angelegenheiten in der Rechtsprechung: Das Rabbinatsgericht in Prag und der Reichshofrat in Wien (Stephan Wendehorst, Wien), Die „jüdische Nation“ im österreichischen Verfassungsrecht und im Völkerrecht (Stephan Wendehorst, Wien & Börries Kuzmany, Wien), Die jüdischen Betreffe des kaiserlichen Reichshofrates (Stephan Wendehorst, Wien), Die Auseinandersetzungen um die rechtliche Gleichstellung der Juden auf dem Wiener Kongress (Stephan Wendehorst, Wien), Moravian Jews, the Shai Takkanot, 1650 and Maria Theresa's Generalordnung, 1754 (Lenka Ulična, Prag/Olmütz), Die Josephinischen Toleranzpatente für die Judenheiten der Habsburgermonarchie (Louise Hecht, Potsdam), Die Rechtsstellung der jüdischen Bevölkerung zwischen 1815 und 1918 (Stefan Schima, Wien), Die Rechtsstellung der Juden und Jüdinnen ¬– Antisemitismus in der Habsburgermonarchie (Stefan Schima, Wien), Artikel 19 Staatsgrundgesetz und die Frage einer jüdischen Nation (Gerald Stourzh, Wien), Schule und jüdische Bevölkerung in Österreich nach 1918 (Stefan Spevak, Wien), Numerus clausus für Juden an den mittel- und osteuropäischen Universitäten nach 1918 (Kamila Staudigl-Ciechowicz, Wien), „Die Wende von Wien“: Die Annäherung der Agudath Israel an die zionistische Bewegung zwischen Religions- und Völkerrecht (Stephan Wendehorst, Wien), Die „Säuberung“ der Rechtswissenschaftlichen Fakultät (Kamila Staudigl-Ciechowicz, Wien), Antisemitismen 1933-1938 (Gertrude Enderle-Burcel, Wien), Der NS-„Juden“-Begriff (Paul Hahnenkamp, Wien), Alltag unter prekärem Schutz. Rassenideologische Kategorisierungsversuche und deren Auswirkungen auf das Überleben von "Mischehefamilien" im NS-Regime in Wien (Michaela Raggam-Blesch, Wien), „Emigration“ im Nationalsozialismus und Remigration von österreichischen Juden/Jüdinnen nach 1945 vor dem Hintergrund der rechtlichen Rahmenbedingungen (Ilse Reiter-Zatloukal, Wien), Die Ritualmordprozesse in der Habsburgermonarchie im 19. Jahrhundert & „Juden“ (Ilse Reiter-Zatloukal, Wien), Das Staatsbürgerschaftsrecht (Ilse Reiter-Zatloukal, Wien), Die Grundrechtssituation 1918-1938 & Die Gleichheit vor dem Gesetz in der Zwischenkriegszeit (Ewald Wiederin, Wien), Antisemitismus an der Universität Wien im 19. und frühen 20. Jahrhundert (Oliver Rathkolb, Wien), Scheinehen im Nationalsozialismus (Irene Messinger, Wien), „Juden“ und NS-Zivilrechtsjudikatur (Franz-Stefan Meissel, Wien), „Juden“ im NS-Strafrecht (Winfried Garscha, Wien), Die „Säuberung“ der Richter und Staatsanwälte 1938 (Ursula Schwarz, Wien), Die „Säuberung“ der Anwaltschaft 1938 (Barbara Sauer, Wien), Beraubung und Restitution (Clemens Jabloner, Wien), Heinrich Klang – eine Juristenbiographie zwischen Verfolgung und Wiederaufbau (Martin Niklas, Wien), Verbrechen gegen Juden vor den österreichischen Volksgerichten (Claudia Kuretsidis-Haider, Wien), The Prosecution of Jewish Collaborators by Jewish courts in Displaced Persons‘ Camps (Rivka Brot, Tel Aviv), Antisemitismus, Politik und Recht in der Zweiten Republik & „Opferfürsorge“ und „Wiedergutmachung“ für „Juden“ nach 1945 (Brigitte Bailer, Wien), Staatsbürgerschaftsrechtliche Sonderregeln für "Juden" in der NS-Zeit und deren Aufarbeitung in der Zweiten Republik (Dieter Kolonovits, Wien), Der Umgang mit der NS-Herrschaft in Österreich nach 1945 im Vergleich (Stephan Wendehorst, Wien), Die „Ehemaligen“ in der Politik nach 1945 (Margit Reiter, Wien), NS-Wiederbetätigung und Verhetzung (Farsam Salimi, Wien), Der „Nationalfonds“. Entstehung und Tätigkeiten (Hannah Lessing, Wien).