Tabelle der Stände des Fränkischen Kreises

Die jüdischen Betreffe der fränkischen Kreistagsakten

 

PD Dr. Stefan Ehrenpreis (Humboldt Universität Berlin), Dr. Gerhard Rechter † (Bayerisches Staatsarchiv Nürnberg) und Dr. Stephan Wendehorst (Justus-Liebig-Universität Gießen/Universität Wien)


Die Rekonstruktion und Analyse der jüdischen Betreffe der fränkischen Kreistagsakten zählt zu den Vorhaben, die der Projektcluster auf der Ebene der Grundlagenforschung verfolgt. Die im Bayerischen Staatsarchiv Nürnberg verwahrten fränkischen Kreistagsakten des Fürstentums Brandenburg-Ansbach vermitteln einen einzigartigen Überblick über die Schnittmenge zwischen der Geschichte der Juden und der des Fränkischen Reichskreises.

Die Errichtung der Reichskreise war Teil der unter Kaiser Maximilian I. durchgeführten Reichsreform von 1495. Auf dem im Rathaus der Reichsstadt Nürnberg tagenden Kreiskonvent waren neben den bedeutenderen Ständen, den Markgrafen von Brandenburg, den Bischöfen von Bamberg, Würzburg und Eichstätt, auch die Grafen und Herrn sowie die „Frey- und Reichsstett umb oder bei ihnen gesessen oder gelegen“ vertreten. Gerade in dem durch kleinteilige und überlappende Herrschaftsrechte gekennzeichneten Franken kam dem Kreis bei der Bewältigung translokaler Herausforderungen eine wichtige Rolle zu. Der Grund für die Einrichtung der Reichskreise und ihre wichtigste Zuständigkeit war die Landfriedenswahrung. Seit 1694 besaß der Fränkische Kreis ein stehendes Heer von 2940 Mann zu Pferd und 5703 Mann zu Fuß, dessen Unterhalt in Frieden und Krieg mehr als 90 Prozent des Kreishaushalts in Höhe von 800.000 bis 1.000.000 fl rh verschlang. Neben der Durchsetzung von Frieden und Sicherheit nach innen und der Beteiligung an der Verteidigung des Reichs gegen Angriffe von außen, war der Fränkische Kreis auch auf wirtschaftlichem Gebiet aktiv, was sich beispielsweise im Erlaß einer Polizeyordnung im Jahr 1572 – die einzigen eines Kreises –, der Kontrolle des Münzwesens, dem Chausseebau oder der Bekämpfung von Hungersnöten niederschlug.

Da der Fränkische Kreis keine eigene archivalische Überlieferung hinterlassen hat, ist die Forschung auf den entsprechenden Niederschlag in den Akten der Kreisstände angewiesen. Seit Frühjahr 2008 hat das Bayerische Staatsarchiv Nürnberg initiiert durch den inzwischen verstorbenen Direktor, Dr.Gerhard Rechter, die Aktenrenner, d.h. Inhaltsverzeichnisse von ca. 650 Bänden der Kreistagsakten des Fürstentums Brandenburg-Ansbach mit mehr als 12.000 Aufnahmen digitalisiert. Der brandenburg-ansbachische Bestand an Kreistagsakten ist besonders umfangreich. Die von den markgräflichen Archivaren gefertigten Register können als einmalig gelten.

Da der Fränkische Kreis die Versorgung der Kreistruppen, die er etwa zu den Reichskriegen gegen Frankreich oder Preußen im 17. und 18. Jahrhundert abstellte, jüdischen Faktoren übertrug, werden nicht nur diese Personen bekannt, sondern auch überregionale jüdische Netzwrke sichtbar.