Zwischen korporativen „Rechten und Freiheiten“ und bürgerlicher Gleichberechtigung.Die Frankfurter Juden auf dem Wiener Kongress als Wendepunkt in der jüdischen Politik- und Völkerrechtsgeschichte
Nach der Niederlage Napoleons machten zahlreiche Staaten, darunter auch die Freie Stadt Frankfurt, die von Frankreich durchgesetzte bürgerliche Gleichberechtigung der Juden wieder rückgängig. Die Frankfurter Juden protestierten auf dem Wiener Kongress gegen die Kassierung der ihnen 1811 zugestandenen Gleichberechtigung. Der Vortrag analysiert diesen Protest im Kontext der jüdischen Politikgeschichte und der Völkerrechtsgeschichte. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die von den Deputierten der Frankfurter jüdischen Gemeinde am 10. Oktober 1814 übergebene „Unterthänige Vorstellung und Bittschrift der israelitischen Gemeinde zu Frankfurt am Main, an den hohen Congreß zu Wien“ (abgedruckt bei Johann Ludwig Klüber, Die Akten des Wiener Kongresses in den Jahren 1814 und 1815, Bd 6, Erlangen: Palm & Encke, 1816, S. 396-402.
Dr. Stephan Wendehorst studierte Neuere und Alte Geschichte, Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1996 promovierte er in Neuerer Geschichte an der Universität Oxford. Zwischen 1999 und 2005 war Wendehorst leitender Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Stellvertretender Direktor des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig. Seit 2009 ist er Feodor-Lynen Rückkehrstipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung bzw. leitender Wissentschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen. Des Weiteren ist Dr. Wendehorst kommissarischer Koordinator des Forschungsclusters „Jüdisches Hl. Römisches Reich. Geschichte der Juden als Geschichte von Zwischenräumen eines polyzentrischen Politik-, Rechts- und Sozialsystems – The Jewish Holy Roman Empire” („History of the Jews as History „In Between“ in a Polycentric Political, Legal and Social System“), schreibt eine Studie über „Die vergessene Seite der Emanzipation: Die Juden in der Religionsverfassung des Römisch-Deutschen Reichs und seiner Nachfolgestaaten“ und lehrt Geschichte der Frühen Neuzeit an der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie Rechtsgeschichte an der Universität Wien.