Die Kreise des Hl. Röm. Reichs als Völkerrechtssubjekte


Die Errichtung der Reichskreise war Teil der unter Kaiser Maximilian I. durchgeführten Reichsreform von 1495. Insbesondere die Geschichte des fränkischen und des schwäbischen Reichskreises hat die Aufmerksamkeit der Historiker auf sich gezogen. Erforscht wurde die Geschichte der Kreise aus der Perspektive der Landesgeschichte wie auch als Teil der Reichsgeschichte. In dieser Lehreinheit wird ein alternativer Zugang gewählt und die Frage nach der Bedeutung der Kreise als Völkerrechtssubjekte gestellt. Obwohl Johann Jacob Moser in seinen Schriften mehrfach auf die Kreise als Akteure im Völkerrecht hingwiesen hat, ist dieser Aspekt der Geschichte der Kreise des Hl. Röm. Reichs bislang weder von Seiten der Geschichts- noch der Rechtswissenschaften weiter verfolgt worden. Im Rahmen dieses Beitrags wird auch auf Querverbindungen zur Rekonstruktion und Analyse der jüdischen Betreffe der fränkischen Kreistagsakten eingegangen, einem der Vorhaben, das das Projektcluster „Jüdisches Hl. Röm. Reich auf der Ebene der Grundlagenforschung verfolgt.


Dr. Stephan Wendehorst studierte Neuere und Alte Geschichte, Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1996 promovierte er in Neuerer Geschichte an der Universität Oxford. Zwischen 1999 und 2005 war Wendehorst leitender Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Stellvertretender Direktor des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig. Seit 2009 ist er Feodor-Lynen Rückkehrstipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung bzw. leitender Wissentschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen. Des Weiteren ist Dr. Wendehorst kommissarischer Koordinator des Forschungsclusters „Jüdisches Hl. Römisches Reich. Geschichte der Juden als Geschichte von Zwischenräumen eines polyzentrischen Politik-, Rechts- und Sozialsystems – The Jewish Holy Roman Empire” („History of the Jews as History „In Between“ in a Polycentric Political, Legal and Social System“), schreibt eine Studie über „Die vergessene Seite der Emanzipation: Die Juden in der Religionsverfassung des Römisch-Deutschen Reichs und seiner Nachfolgestaaten“ und lehrt Geschichte der Frühen Neuzeit an der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie Rechtsgeschichte an der Universität Wien.