Rothschild est ici au milieu de ses affaires… Die Finanzierung der österreichischen Militärkampagne zur Niederschlagung der Revolution im Königreich beider Sizilien 1821


Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege standen zahlreiche europäische Staaten vor schwerwiegenden, wenn nicht gar existenziellen Finanzproblemen. Die Habsburgermonarchie hatte 1811 den Staatsbankrott erklärt, 1813 folgte Dänemark, und Preußen konnte ihn 1818 gerade noch abwenden. Der lange Krieg hatte auch die Staatsverschuldung Großbritanniens massiv steigen lassen.
In dieser finanziell prekären Lage waren die Staaten auf Anleihen und Darlehen der großen europäischen Bankhäuser angewiesen. Salomon Rothschild, Gründer des österreichischen Zweigs der Familie, stand in engem Kontakt mit der Regierung in Wien, als nach dem Aufflammen der Revolution im Königreich beider Sizilien 1821 deren militärische Niederschlagung durch österreichische Truppen auf der Mächtekonferenz in Troppau (Opava) beschlossen wurde. Die Militärkampagne war nur durch die Aufnahme von Geldern zu finanzieren; zugleich verhandelten die Mächte eine Anleihe für das Königreich beider Sizilien, als dessen Garant sie zu fungieren sich bereit erklärten.
Der Vortrag wird sich mit der Frage befassen, welche Relevanz die finanzielle Unterstützung des Bankhauses Rothschild und seiner Geschäftspartner für die Politik des europäischen Mächtekonzerts hatte. Dabei soll von einer österreichischen Perspektive, der Interaktion zwischen Samuel Rothschild, Finanzminister Stadion und Staatkanzler Metternich, ausgegangen werden.
In der Forschung wurde der Themenkomplex der Staatfinanzen nach dem Ende der Napoleonischen Kriege – trotz aktueller Bezüge – bisher kaum thematisier. Der Vortrag soll erste Einblicke in das Verhältnis von Staat und Bankwesen im Vormärz bieten und Anregungen zu weiteren Forschungen in diesem Bereich liefern.


Dr. Karin Schneider, Studium der Geschichte, Publizistik und Kommunikations- wissenschaften in Wien, Lehrgang für Archiv- und Historische Hilfswissenschaften am Institut für Österreichische Geschichtsforschung in Wien. Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichtswissenschaft und europäische Ethnologie, Universität Innsbruck, Kernfach Österreichische Geschichte. Mitarbeiterin des vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) geförderten Projekts: Der Wiener Kongress und das europäische Friedenssystem, angesiedelt an der Universität Klagenfurt. Forschungsschwerpunkte: Internationale Geschichte, Österreichische Geschichte im 19. Jahrhundert, Alpenländer im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Bürgertums- und Stadtgeschichte, Frauen- und Geschlechtergeschichte.