SE "Judentümer"- Rechts-, Politik-, Sozial- und Kulturgeschichte der Juden in der Neuzeit

Gegenstand des Seminars ist die Rechts-, Politik-, Sozial- und Kulturgeschichte von Juden und Judenheiten in der Neuzeit, vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Hinsichtlich der Rechtsgeschichte hat das Seminar drei Schwerpunkte, erstens die Bedeutung des vormodernen Rechtspluralismus für die Integration der Juden und des jüdischen Rechts, zweitens die Implikationen von Art. 19 Staatsgrundgesetz für die Neuerfindung der Juden als moderne Nation und drittens, die Frage, inwieweit es hilfreich ist, die verfassungsrechtlichen Herausforderungen vor denen der Staat Israel und die palästinensischen Territorien stehen, vor dem Hintergrund der historischen Erfahrungen des Habsburgerreichs und seiner Nachfolgestaaten zu interpretieren.

Zu den von Student*innen in der Vergangenheit vorgestellten Referatsthemen zählen z.B. Das Verbot von Eisenmengers antisemitischer Schrift „Entdecktes Judentum“ durch den kaiserlichen Reichshofrat, Die Josephinischen Toleranzedikte für die Juden, Die Emanzipation der französischen Juden 1790/91, Die Emanzipation der italienischen Juden, Die Dreyfus-Affäre, Sind die Juden eine österreichische Nation im Sinn von Art. 19 Staatsgrundgesetz?, Theodor Herzls Forderung nach einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina, Die Rechtsverhältnisse der Juden in Griechenland, Die Verleihung der spanischen Staatbürgerschaft an Nachkommen der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden.

Das Seminar entstand als Nebenprodukt des Forschungsclusters „Jüdisches Hl. Röm. Reich“. Es bietet nicht nur für studentische Referate ein Forum, sondern, als Teil des „Jour Fixe zur Geschichte der Juden in der Neuzeit, auch für Gastreferenten aus Wien, den Bundesländern und dem Ausland. Seit dem Wintersemester 2020/21 besteht darüber hinaus eine Kooperation mit dem Vienna Jewish Studies Colloquium (VJSC), das Jewish Studies Programm der Central European University, das Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Universität Wien, das Institut für Jüdische Geschichte Österreichs, das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust Studien und das Institut für Judaistik der Universität Wien gemeinsam initiiert haben.